Das kleine Land Vanuatu kämpft gegen den Ökozid – und überbringt uns eine wichtige Botschaft
Was verbindet einen kleinen Inselstaat im Pazifik mit einem europäischen
Rechtskonzept? Vanuatu, ein Staat, der aus 83 Inseln besteht und von weniger als
300.000 Menschen bewohnt wird, steht an vorderster Front einer globalen Bewegung:
dem Kampf gegen Ökozid.
Während viele Länder weiterhin zögern, Umweltzerstörung gesetzlich klar zu
definieren und konsequent zu ahnden, hat Vanuatu eine mutige Entscheidung
getroffen. Der Inselstaat fordert zusammen mit anderen Vorreitern wie der
Ukraine, Ökozid – die massive Zerstörung der Umwelt – weltweit als
internationales Verbrechen anzuerkennen. Aber warum?
Vanuatu: Eine Nation an der Front der Klimakrise
Vanuatu ist eines der Länder, die am stärksten von den Auswirkungen des
Klimawandels betroffen sind. Steigende Meeresspiegel, tropische Stürme und die
Zerstörung von Korallenriffen bedrohen nicht nur die Lebensgrundlage der
Menschen, sondern auch das Überleben der Nation selbst. Für Vanuatu ist der
Kampf gegen Ökozid nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern des
Überlebens.
Die Inseln von Vanuatu liegen direkt in der “Klimakrise-Zone”. Ihre
Bewohner:innen erleben die Zerstörung der Natur nicht als abstraktes Problem,
sondern als täglichen Kampf. Korallenriffe, die Fischpopulationen schützen und
die Küsten stabilisieren, sterben ab. Land wird durch den steigenden
Meeresspiegel unbewohnbar, und tropische Wirbelstürme wie Zyklon Pam (2015)
hinterlassen massive Schäden.
Warum Ökozid kriminalisiert werden muss
Ökozid bezeichnet massive Umweltzerstörungen, die oft durch menschliches
Handeln verursacht werden – beispielsweise durch industrielle Verschmutzung,
Abholzung oder fossile Brennstoffgewinnung. Obwohl die Schäden oft irreversibel
sind, existiert in vielen Ländern keine gesetzliche Grundlage, um die
Verantwortlichen strafrechtlich zu verfolgen.
Die Einführung von Ökozid als internationales Verbrechen könnte dies ändern.
Eine solche Regelung würde Umweltzerstörung auf die gleiche Stufe wie
Völkermord oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit stellen. Verantwortliche –
sei es Regierungen, Unternehmen oder Einzelpersonen – könnten dann vor dem
Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) zur Rechenschaft gezogen werden.
Vanuatu als Vorreiter
Im Jahr 2019 forderte Vanuatu zusammen mit anderen Ländern offiziell die
Anerkennung von Ökozid als internationales Verbrechen. Diese Forderung war ein
Wendepunkt: Ein kleiner Inselstaat, der selbst wenig zur globalen
Umweltzerstörung beiträgt, fordert die großen Verursacher zur Verantwortung
auf. Vanuatu nutzt seine Stimme auf der internationalen Bühne, um den Schutz der
Umwelt auf die globale Agenda zu setzen.
Die Rolle der Ukraine und Europa
Während Vanuatu die Klimakrise täglich erlebt, ist die Ukraine ein weiterer
unerwarteter Verbündeter im Kampf gegen Ökozid. Der Krieg in der Ukraine hat
nicht nur menschliches Leid verursacht, sondern auch immense Umweltschäden: von
verseuchten Böden bis hin zu zerstörten Ökosystemen. Die Ukraine hat ebenfalls
ein Interesse daran, Ökozid zu kriminalisieren, um Kriegsverbrechen mit
ökologischen Folgen vor Gericht zu bringen.
Europa spielt in diesem Kontext eine entscheidende Rolle. Die EU arbeitet an
einer Richtlinie gegen Umweltkriminalität, die Ökozid als Straftat
einschließen könnte. Dies wäre ein großer Schritt, um den Schutz der Natur
auf rechtlicher Ebene zu verankern.
Warum Vanuatu ein Beispiel für die Welt ist
Die Geschichte von Vanuatu zeigt, dass auch kleine Nationen Großes bewirken
können. In einer Welt, die oft von den Interessen mächtiger Staaten und
Konzerne dominiert wird, erhebt Vanuatu seine Stimme für die Umwelt und fordert
Gerechtigkeit ein.
Das Engagement von Vanuatu erinnert uns daran, dass der Kampf gegen
Umweltzerstörung globale Zusammenarbeit erfordert – von kleinen Inselstaaten
bis hin zu großen Industrienationen. Es zeigt auch, dass jedes Land, unabhängig
von seiner Größe, die Kraft hat, Veränderung anzustoßen.
Eine gemeinsame Verantwortung
Der Kampf gegen Ökozid ist nicht nur ein Anliegen von Vanuatu, sondern eine
Verantwortung der gesamten Menschheit. Die Zerstörung unserer Umwelt kennt keine
Grenzen – und ebenso wenig sollten unsere Bemühungen, sie zu schützen.
Indem wir Vanuatu und ähnliche Initiativen unterstützen, können wir dazu
beitragen, dass die Umwelt endlich den rechtlichen Schutz erhält, den sie
verdient. Denn ohne eine intakte Natur gibt es keine Zukunft – weder für
kleine Inselstaaten noch für die Weltgemeinschaft.
Gemeinsam können wir handeln. Jetzt.